WINTERAUSTRIEB 2024
Der Winteraustrieb oder die Winterverbrennung sind alte Brauchtümer in Thüringen, welche den Abschied vom Winter und den Beginn des Frühlings feiern. Diese Tradition hat ihre Wurzeln in der bäuerlichen Lebensweise und wird bis heute in vielen Gemeinden des Bundeslandes gepflegt.
Typischerweise findet die Winterverbrennung im Februar oder März statt, wenn der Winter sich langsam dem Ende neigt und die Tage länger werden. Das Fest wird oft mit einem Umzug durch das Dorf oder die Stadt eingeleitet, bei dem die Menschen mit Fackeln oder Laternen durch die Straßen ziehen. Die Fackeln werden symbolisch dazu genutzt, den Winter zu vertreiben und Licht und Wärme zurückzubringen.
Am Ende des Umzugs wird eine Strohpuppe, die den Winter verkörpert, auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Dieses Ritual soll den Winter vertreiben und den Frühling willkommen heißen. Oftmals gibt es dabei auch musikalische Untermalung und regionale Spezialitäten.
Die Winterverbrennung ist nicht nur ein Fest, um den Jahreszeitenwechsel zu feiern, sondern auch eine Gelegenheit für die Gemeinschaft, zusammenzukommen und die Verbundenheit untereinander zu stärken. In vielen Orten wird die Tradition mit viel Engagement und Liebe zum Detail gepflegt und von Generation zu Generation weitergegeben.
Die Siebleber Nebelgeister ließen sich von dieser alten Tradition inspirieren und haben beschlossen, sie auf ihre eigene einzigartige Weise zu ehren. Bereits zum zweiten Mal verbinden sie das alte Brauchtum des Winteraustriebs mit dem Osterfeuer in Siebleben. Dieses Osterfeuer ist ein traditionsreiches Ereignis, das jedes Jahr vom Siedlerverein “Am Peter” e.V. organisiert wird und eine lange Geschichte im größten Ortsteil der Residenzstadt Gotha hat.
Als die Uhr gegen Abend schlug, war es endlich soweit: Die Siebleber Nebelgeister trafen in einem imposanten Zug mit fast 25 Figuren auf dem Peter ein. Neben den einheimischen Geistern und Hexen gesellten sich dieses Mal auch Gäste aus der Schattenwelt Südharz und Oberbayern zu ihnen. Gemeinsam zogen sie durch die Straßen, verteilten Geschenke und machten mehrere Stopps.
Schließlich erreichten sie den Feuerkreis, wo die selbstgebauten Fackeln entzündet wurden. Es folgte die feierliche Zeremonie des Geistherrn, der die Anwesenden mit seiner Präsenz ehrte. Dann wurde der Winter verbrannt, gefolgt vom Entzünden des Osterfeuers. In diesem magischen Moment verschmolzen alte Traditionen und neue Bräuche zu einem faszinierenden Ereignis.
In der Winterverbrennung wurde die Möglichkeit gesehen, den Übergang von der Dunkelheit des Winters zum Licht des Frühlings auf besondere Weise zu zelebrieren. Dabei bringen sie die Elemente des Winteraustriebs in die festliche Atmosphäre des Osterfeuers ein, um eine einzigartige und faszinierende Erfahrung für die Bewohner von Siebleben und ihre Gäste zu schaffen.
Mit viel Engagement und Hingabe wurden diese beiden traditionellen Bräuche miteinander verschmolzen, um eine neue Tradition zu schaffen, welche die Verbundenheit mit der Geschichte und Kultur ihres Ortsteils stärkt. Durch diese Verbindung wird das Osterfeuer in Siebleben zu mehr als nur einem Feuer; es wird zu einem Symbol für den Übergang von der Dunkelheit zum Licht, von der Kälte zur Wärme und von der Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Zukunft.
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Impressionen eingefangen von Tim Hammermann / Pollux Fotografie